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Autor: |
Peter Schopf |
Artikel erschienen in: |
FUNime 22, Seite 38, August / September 2001 |
Was kommt dabei heraus, wenn Nobuyoshi Mishima (Gundam X),
Yoji Shinkawa (Metal Gear Solid), Noriaki Okamura (Tokimeki
Memorial Drama Series) und Hideo Kojima zusammen ein Projekt
gestalten? Auf jeden Fall ein Spiel der Extra-Klasse! Und genau
dieses Spiel ist nun unter dem Namen Zone of the Enders
für die Playstation 2 erhältlich.
Daß es sich hier um eines der ersten fünf Spiele handelt,
die meiner Meinung nach der Playstation 2 würdig sind, merkt
man bereits an der Story. Es wurde nicht wieder das übliche
"Außerirdische vernichten die halbe Welt, und der Held ist
die letzte Hoffnung der Menschheit"-Klischee wiederverwertet,
sondern eine intelligente Geschichte um den Jugendlichen Leo Stenbuck
entwickelt. Diesen Jungen kann man getrost als einen Hinterwäldler
bezeichnen – einen Ender. Er ist in einem der entlegensten Gebiete des
Kosmos zu Hause: auf der Kolonie Antilia, zur Förderung von
Bodenschätzen des Jupiters auf dem Mond Europa L5 gegründet.
Auf dieser Kolonie sind ebenfalls sehr wichtige Entwicklungseinrichtungen
des Mars stationiert, weshalb sie im Jahre 2172 von der United Nations
Space Force – also von der Erde – gewaltsam besetzt wurde. Allerdings
herrschen zwischen dem Mars und der Erde starke Spannungen, da der
Mars nationale Abgrenzungen ablehnt und dort der Ruf nach
Unabhängigkeit immer lauter wird. Der Akt der UNSF war also nicht
gerade ein Schritt in Richtung des Friedens.
Als nun ein Angriffskommando auf der Antilia landet, verändert
sich das Leben des introvertierten Leo schlagartig. Er muß mit
ansehen, wie seine Freunde, die ihn allerdings des öfteren schlecht
behandelt haben, zu Tode kommen, und sitzt wenig später auf dem
Pilotensessel des Kampfroboters Jehuty – der Geheimwaffe, die das Ziel
der Angreifer darstellt.
Wer jetzt glaubt, man hätte hier gnadenlos bei Neon Genesis
Evangelion abgekupfert, der irrt. Leo hat zwar einen Komplex in Bezug
auf das Töten, doch ist er noch meilenweit von einem Shinji Ikari
entfernt; Ähnlichkeiten zu "Ich muß gegen meinen Willen
kämpfen" sind jedoch durchaus vorhanden. Es ist auch deutlich
erkennbar, daß einige Leute von Metal Gear Solid hier Hand
angelegt haben – die Handschrift ist unverkennbar: So gleicht die Art der
Trainingsräume in Zone of the Enders fast dem VR-Raum, in dem
Solid Snake auf den Ernstfall vorbereitet wurde, und der Jehuty erinnert
an den Ninja aus Metal Gear Solid. Auch die Lieder, die beim Intro,
dem Hauptmenü und dem Abspann laufen, ähneln dem Ending-Track
aus MGS. Der Sound des Games reicht zwar nicht an den des
Spionageabenteuers heran, doch er etabliert sich im oberen Mittelfeld.
Die englische Sprachausgabe von Zone of the Enders ist gut gelungen,
und die deutsche Übersetzung der Texte und der Untertitel kann sich
sehen lassen. Bei der Grafik kommt man um ein Lob nicht herum: Keinerlei
Patzer sowie schöne Schauplätze wie Großstädte und
Lagerhallen, die im Kampf auch beschädigt werden können. Es wird
euch jedoch übel genommen, wenn ihr die Umgebung während der
actionreichen und gut in Szene gesetzten Kämpfe in Mitleidenschaft
zieht. Euer Ranking leidet auch, wenn sich in den Gebäuden noch
Überlebende befunden haben. So etwas hätte den EVAs gut getan,
die während ihrer Kämpfe gegen die Engel halb Tokyo-3 vernichtet
haben. Um die Langzeitmotivation des Spielers zu sichern, hat man sich etwas
Geniales einfallen lassen und dabei auf Sachen wie einen höllisch
schweren Schwierigkeitsgrad, der meist eher der Frustration dient,
verzichtet. Es wurde einfach das Shoot'em Up-Genre mit dem des Rollenspiels
und der Action-Adventures verbunden. So könnt ihr euren Jehuty
aufrüsten (was natürlich auch für eure Gegner gilt). Zum
Beispiel ist einmal der Zugang zu einem Notstromgenerator durch ein Kraftfeld
gesichert. Ihr müßt nun an den verschiedenen Orten, zwischen denen
ihr hin- und herwechseln könnt, nach einem Upgrade suchen, das die
Absperrung durchbrechen kann. Als sehr spielerfreundlich gilt auch die
Continue-Funktion, die euch nicht an den letzten Speicherpunkt setzt, sondern
an den Abschnitt eures Ablebens – nur für den Fall, daß Ihr mal
das Speichern vergessen habt. Weiter so, Konami! Zu bemängeln sind
lediglich das ständige Gequatsche von ADA, dem Schlachtencomputer des
Jehuty, der wirklich alles kommentiert, sowie die etwas lahme Rundumsicht mit
dem rechten Analog-Stick und die wenigen Gegner-Typen.
Zone of the Enders ist ein wirklich gutes Spiel, das sich PS2-Zocker
schon allein aufgrund Ermangelung guter Software auf Sonys neuer Wunderkonsole
zulegen sollten. Der Anime-Look der Charaktere versüßt diese
Entscheidung nur noch. Doch solltet ihr von einem Shoot'em Up keine Spieldauer
eines RPGs erwarten. Für das erste Durchspielen habe ich etwa sechseinhalb
Stunden benötigt, die wie im Fluge vergangen sind, da die actionreichen
Kämpfe und die spannende Story einen regelrecht an die Konsole fesseln.
Auf jeden Fall kann das Spiel gut die Wartezeit auf Metal Gear Solid 2
verkürzen, da man es gut mehrmals durchspielen kann. Nach dem ersten
Durchspielen erhaltet ihr übrigens ein kleines Prügelspiel als
Belohnung. Und zur Not liegt dann auch noch eine Demoversion von MGS 2
bei.
Titel: |
Zone of the Enders |
Genre: |
Shoot'em Up |
Plattform: |
Sony Playstation 2 |
Entwickler: |
Konami Japan |
Herausgeber: |
Konami |
USK: |
ab 12 Jahre |
Preis: |
ca. DM 110 (Stand Juli 2001) |
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