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Inhalt:
Einfühlsamer Dokumentarfilm der japanischen Filmemacherin Naomi Kawase
über das langsame Sterben ihres Freundes Kazuo Nishii, der sie selbst
darum gebeten hatte, die letzten Momente in seinem Leben filmisch zu
dokumentieren. Mit der Regisseurin hat er über seine Gefühle, über
Sinn von Leben und Tod sowie über Filmkunst gesprochen.
Naomi Kawase bringt den Zuschauer dazu, sich über zunächst
Unüberwindbares hinwegzusetzen. Die Regisseurin lenkt die
Aufmerksamkeit auf das, was man eigentlich nicht sehen will:
Leid, Siechtum und Tod. Das gelingt ihr, indem sie stets Distanz
bewahrt. Die mit großer Zurückhaltung gefilmten Blicke und Haltungen
des Kranken kündigen zwar Tod und Leere an - mehrfach ruht die Kamera
auf den gefalteten Händen und auf seinen in die Leere gerichteten
Augen -, doch immer bergen diese Blicke und Haltungen einen Sinn.
Beim Andenken an ihren Freund will Naomi Kawase das „Essenzielle“
vermitteln, wie es in manchen Haiku-Versen zum Ausdruck kommt, jenen
„animistischen“ Metaphern, die den Tod mit fallenden Kirschbaumblättern
vergleichen. Sie filmt auch die letzten Gespräche am Krankenbett, wie
um für ihre Ohnmacht zu sühnen, ihre Erinnerungen zu „verewigen“ und
den Freund damit nach seinem Tod weiter leben zu lassen. Der Film ist
der Beleg einer Freundschaft, denn Kazuo selbst hatte die Filmemacherin
gebeten, diese letzten Momente seines Lebens festzuhalten; zugleich
verfolgt Naomi Kawase aber auch „egoistische“ Motive: Damit kann sie
auch den letzten Gedanken ihres Freundes auf die Spur kommen, als
würden diese Gedanken mit dem nahenden Tod einen besonders tiefen und
endgültigen Sinn erhalten, der sie auf ihrem weiteren Weg leiten könnte.
Darüber hinaus ist der Film auch eine Reflexion über den Akt des
Dokumentierens. Zwischen Hustenanfällen und Erschöpfungszuständen
findet der Kranke die Kraft, die Filmemacherin über die Motive ihres
Vorgehens zu befragen. Sie erzählt von den Glücksmomenten des filmischen
oder fotografischen Schaffens, der grenzenlosen Freiheit und den
unzähligen Ausdrucksmöglichkeiten dieser Genres. Der Regisseurin
gelingt es, das Beklemmende und Bestürzende der Todeserfahrung filmisch
einzufangen, dabei bleiben ihre Aufnahmen jedoch ohne jede Rührseligkeit.
Denn letztlich nimmt das Leben wieder seinen Lauf, sprießen erneut die
Blumen, ertönen Naomis Schritte und sogar ein Lied, das Kazuos Frau
singt. Zwar bleiben Zweifel und Ängste, doch die Lust, begonnene
Gedanken weiterzuspinnen, ist weiterhin so gegenwärtig, dass die
letzten Bilder von Kazuos Beisetzung bereits weniger unerträglich
erscheinen.
(Text: arte)
Bemerkung:
Film-Daten
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Titel: |
Tanz der Erinnerung |
Originaltitel: |
Tsuioku no dansu |
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Dokumentarfilm, Japan 2002, 65 min, OmU |
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Autor: |
Naomi Kawase |
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Sendedaten: |
Samstag, 26.07.2003, 23:45 - 00:50, arte, deutsche Erstausstrahlung |
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Sonntag, 07.08.2005, 00:25 - 01:30, arte |
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