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| Autor: |
Karsten Schubert |
| Bewertung: |
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| Einstufung: |
ab 4 Jahre |
| besprochenes Material: |
Kinofilm, japanische Originalfassung, Laufzeit 98 Minuten |
| Firma: |
Studio Ghibli (Vertrieb durch Buena Vista) |
Und wieder haben wir es mit einem Film von Hayao Miyazaki zu tun.
Diesmal handelt es sich um den mit 2,6 Millionen Zuschauern
erfolgreichsten japanischen Kinofilm des Jahres 1989 (nur vor
einigen amerikanischen Produktionen mußte er klein beigeben).
Die Geschichte basiert dabei auf einem japanischen Kinderbuch, die
Handlung wurde aber abgeändert, so daß sie für alle Altersgruppen
geeignet ist (diese Änderungen hätten beinahe zum Abbruch des fast
beendeten Projekts geführt, als die Autorin des Buches Einspruch
erhob).
Der Film handelt von der 13-jährigen Kiki. Doch Kiki ist kein
gewöhnliches Mädchen, sondern eine kleine Hexe. Und wie jede
junge Hexe muß sie in ihrem 13. Lebensjahr aufbrechen,
um für mindestens ein Jahr in einer fremden Stadt zu leben. Als der
Wetterbericht schönes Wetter verkündet, entscheidet sie sich
spontan, am Abend loszufliegen. Dabei läßt sie sich auch nicht
von Jiji, ihrem schwarzen Kater, dessen Sprache sie verstehen kann, umstimmen.
So startet Kiki unter dem Beifall der herbeigeeilten Verwandten und Bekannten
in ihre Unabhängigkeit (natürlich nicht, ohne mit dem fliegenden Besen
ihrer Mutter noch fast jeden Baum in Flugrichtung zu streifen).
Und auch sonst scheint der Start in ihr neues Leben unter keinem
guten Stern zu stehen, denn das Wetter hält sich einfach nicht
an die Vorhersage. So gerät sie in ein Gewitter, vor dem sie in
einem Güterzug Zuflucht suchen muß.
Doch am nächsten Morgen hat der Zug das Meer erreicht und die
Sonne scheint wieder. Kiki und Jiji fliegen ein kurzes Stück über
das Meer und finden schließlich eine Stadt, die genauso ist,
wie Kiki sie sich erträumt hat (nur Jiji hat mal wieder etwas
auszusetzen, da ihm die Stadt zu groß erscheint). Als Kiki
versucht, einen guten Eindruck auf die Stadtbewohner zu machen,
löst sie beinahe einen Unfall aus, als ein Bus in ihrer Flugbahn
auftaucht. Das ruft natürlich sofort die Polizei auf den Plan.
Und damit fangen die Probleme erst an. Die meisten Leute
interessiert es überhaupt nicht, daß es jetzt eine kleine Hexe
in ihrer Stadt gibt. Die Hotels nehmen keine alleinreisenden Kinder
als Gäste auf, und was will überhaupt dieser komische Junge von ihr,
der ihr vorhin bei dem Ärger mit der Polizei geholfen hat?
Doch dann trifft sie auf die Bäckerin Frau Osono, die Kiki darum bittet,
einen Botengang durchzuführen, wobei sie ziemlich überrascht
ist, als diese die Lieferung per „Luftpost“ erledigt. Frau Osono
gibt Kiki auch ein Zimmer, als sie erfährt, daß sie in der Stadt
bleiben möchte. Durch ihren Botendienst bekommt Kiki dann auch die
Idee, wie sie ihren Lebensunterhalt verdienen kann, denn als einzige
magische Fähigkeit hat sie bislang das Fliegen mit dem Besen erlernt
(und auch da gibt es noch einiges zu verbessern ;-) ). So eröffnet sie
einen Haus-zu-Haus-Botendienst. Wieder erweist sich Frau Osono als
große Hilfe, denn dafür, daß Kiki im Laden hilft, darf sie das
Telefon der Bäckerei für ihren Lieferdienst verwenden. Nach einigen
„Anfangsschwierigkeiten“ läuft es auch recht gut, und durch ihr
freundliches Wesen gewinnt Kiki schnell neue Freunde. Jiji freundet
sich unterdessen mit einer Nachbarskatze an und Tombo (der „komische“
Junge) stellt sich als einfach nur flugbegeistert heraus (wodurch ihn
die Bekanntschaft mit einer fliegenden Hexe in helle Aufregung versetzt hatte).
Doch gerade als Kiki beginnt sich einzuleben, schlägt wieder das
Schicksal zu: Warum versteht sie Jiji plötzlich nicht mehr? Und auch
das Fliegen will nicht mehr so richtig funktionieren. Ist etwa ihre
Magie schwächer geworden?
Daß die zeichnerische Qualität und die Animationen hervorragend sind
(Produktionsjahr 1989), braucht bei einem Kinofilm vom Studio Ghibli
wohl kaum noch erwähnt zu werden. Die gesamte Ausarbeitung ist wirklich
sehr gut gelungen. Das Design von Kikis Stadt ist dabei eine Mischung aus
mindestens drei Städten (nämlich: Visby, Stockholm und San Francisco).
Das Verhalten der einzelnen Charaktere läßt sich zum Teil nur noch
als süß bezeichnen, ohne dabei aber ins Kitschige abzugleiten. Und auch
der Soundtrack läßt bei mir nur eine Frage aufkommen: Kann man diese
CD noch irgendwo bestellen? Eine gewisse Verwandschaft zu
Nausicaä oder
Laputa kann der Soundtrack aber nicht
verhehlen. Was aber nicht weiter verwunderlich ist, da hinter allem
der Komponist Jo Hisaishi steckt. Die Story kommt absolut ohne Gewalt
aus und ist dabei keine einzige Minute langweilig. Durch Kikis Begleiter,
den schwarzen Kater Jiji, kommt auch der Humor nicht zu kurz. Bei manchen
seiner Bemerkungen kann man sich ein Schmunzeln einfach nicht verkneifen.
Die Story hat auch mehr Tiefgang als man zunächst erwarten könnte. Die
Tatsache, daß Kiki eine Hexe ist, spielt für diese nämlich keine so große
Rolle (obwohl man dadurch natürlich Jiji als Nebencharakter erhält und
Regisseur Miyazaki seine Vorliebe für Flugszenen mal wieder voll ausleben konnte).
Im Endeffekt ist Kiki aber ein ganz normales Kind, das seine wohlbehütete
Umgebung verläßt um nun auf eigenen Füßen zu stehen. Dabei muß sie mit
den üblichen Problemen fertig werden, ihre Einsamkeit überwinden und
lernen auf andere Menschen zuzugehen. Und schließlich muß sie ein eigenes
Selbstbewußtsein und Selbstwertgefühl aufbauen (es schmerzt sie ziemlich,
daß sie immer in einem uniformen schwarzen Kleid herumlaufen muß). Diese
Entwicklung des Abnabelns läßt sich sehr gut im Vergleich mit dem
Mädchen Ursula beobachten. Die Malerin, die im Grunde Kikis Alter Ego
ist und in der japanischen Fassung sogar die gleiche Sprecherin wie Kiki
hat, ist zum Glück schon ein paar Jahre älter und kann ihrer kleinen
Freundin dadurch helfen.
Nun noch zu Jijis Fähigkeit, mit Kiki zu sprechen. Ein kleiner Punkt,
der im Film leider nicht ganz geklärt wurde. Es soll sich hierbei
um keine besondere Magie handeln, sondern nur damit zusammenhängen,
daß beide zusammen aufgewachsen sind. Genauso wie Kiki ihr Verhalten
ändert, verändert sich auch ihre Beziehung zu Jiji. Als Kiki also
langsam erwachsen wird, benötigt sie Jiji immer weniger, und dieser
muß sich um sein eigenes Leben kümmern. Dadurch verlieren sie ihre
besondere Vertrautheit und können schließlich nicht mehr miteinander
sprechen.
Ende 2005 ist der Film unter seinem deutschen Titel Kikis kleiner Lieferservice
schlie�lich auch in Deutschland auf DVD erschienen.
Die DVD beinhaltet sowohl die deutsche Fassung als auch die originale japanische
Tonspur und deutsche Untertitel.
Daten
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| Titel: |
Kikis Delivery Service |
| Originaltitel: |
Majo no Takkyuubin |
| Regie: |
Hayao Miyazaki |
| Drehbuch: |
Hayao Miyazaki |
| Character Design: |
Katsuya Kondo |
| Musik: |
Joe Hisaishi |
| Vorlage: |
Buch von Eiko Kadono |
| Produktionsjahr: |
1988-1989 |
| Genre: |
Fantasy |
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