anime no tomodachi ...
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Leseprobe der FUNime Nr. 25 (1/2002)

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Inhaltsverzeichnis
Editorial
Anime-Deutschland 2040 (Satire!) → Liner Notes
DoReMi − Hexen in Schwarzweiß
Ah! My Goddess − The Movie
Magical Nyan Nyan Taruto − Was Katzen denken
Boys Be… − Gefühl pur
Glass no Kamen − Dem Zauber der Bühne erlegen
Tokyo Anime Shopping Guide

Glass no Kamen − Dem Zauber der Bühne erlegen

„Eine Maske, so zerbrechlich wie Glas − die Menschen tragen sie, um ihr eigenes Antlitz zu verbergen.”

Garasu no kamen - 1

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Mit diesen schlichten Worten beginnt ein atemberaubend spannendes Shoujo-Abenteuer namens Glass no Kamen (bzw. Garasu no Kamen), das wohl auch den grö�ten Shoujo-Gegner eines Besseren belehren sollte. Die Geschichte handelt von einem jungen Mädchen namens Kitajima Maya, das aufgrund der Armut, in der sie mit ihrer Mutter lebt, gezwungen ist, den ganzen Tag zu arbeiten um den Lebensunterhalt bestreiten zu können. Wie so oft bleibt dabei auch Mayas gro�er Traum eine Schauspielerin zu werden auf der Strecke. Das Feuer der Leidenschaft jedoch, das sie für ihren Traum hegt und das sie sogar dazu veranla�t, am Silvesterabend einer Theaterkarte hinterher ins eiskalte Wasser zu springen, wird von einer alternden Schauspielerin, Miss Tsukikage, entdeckt.

Ihrem Traum folgend läuft sie von Zuhause fort und wird fortan am Tsukikage-Theater als Schülerin unter die Fittiche der eigenwilligen und in ihrer Methodik bisweilen recht rabiaten Direktorin genommen. Doch schon bald mu� Maya erfahren, da� der Weg zum Erfolg alles andere als rosig ist. Von Miss Tsukikage einer harten Lehrzeit unterzogen und von ihrer Mutter versto�en, sieht sich das junge Mädchen au�erdem der Konkurrenz in Form von Mr. Onodero vom Ondine-Theater sowie seiner besten Schülerin, Himekawa Ayumi, scheinbar schutzlos gegenüber. Doch so leicht lä�t Maya sich nicht vom Weg abbringen, und so beginnt sie � unter der fürsorglichen Hilfe des geheimnisvollen Mr. „Purple Rose”, ihres einzigen Fans − gegen alle Widrigkeiten anzukämpfen. Die Stärke, die das scheinbar so zerbrechliche kleine Mädchen auf ihrem langen Weg zu entwickeln beginnt, raubt dabei sowohl ihren Freunden als auch ihren vielen Widersachern mehr und mehr die Sprache…

Allein schon die Vielzahl interessanter Chraktere machen diese Fernsehserie zu einem Fest an Spannung und Dramatik. So gibt es neben Miss Tsukikage, die Mayas Talent auf der einen Seite zum Teil unter gro�en persönlichen Opfern fördert, andererseits aber auch nicht davor zurückschreckt, sie mal eben bei Minustemperaturen fünf Tage lang in einen alten Schuppen im Garten zu sperren, z.B. noch Hayami Masumi, den Präsidenten von Metropolitan Entertainment, den Sponsor des Ondine-Theaters, der unter allen Umständen Miss Tsukikage die Rechte an dem legendären Drama „The Crimson Goddess” abzuluchsen versucht. Doch trotz seiner scheinbar rauhen Schale scheint er die Methoden seiner Untergebenen, von denen er zunächst keine Ahnung hat, nicht zu schätzen und verwandelt sich, wann immer er Maya begegnet (was diese jedoch nicht so recht zu erfreuen vermag), von einem eiskalten Geschäftsmann in einen sanften väterlichen Freund, der mehr und mehr seine bisherigen Ideale in Frage zu stellen beginnt.

Eine weitere schillernde Persönlichkeit ist Himekawa Ayumi, die Tochter eines wohlhabenden und bekannten Schauspielerehepaares, die in die Fu�stapfen ihrer Eltern treten will und mit brennendem Ehrgeiz versucht, die Beste ihres Genres zu sein. Vor Neid erfüllt ist sie eine der ersten, die nach Miss Tsukikage überhaupt zu erahnen beginnt, was für ein Talent in Maya schlummert. Trotzdem überrascht sie bisweilen auch mit Momenten erstaunlicher Aufrichtigkeit sich selbst und anderen gegenüber.

Allein schon dieser kurze Einblick in die Charaktere von Glass no Kamen (zu deutsch: Die gläserne Maske) vermittelt recht deutlich, worum es in diesem Anime geht: um die Wandelbarkeit des Menschen. Es gibt nicht nur Schwarz und Wei�, Schatten und Licht, sondern beides ist in Form von vielen Facetten und Nuancen in jedem Menschen vorhanden. Um diese widersprüchlichen Teile seiner selbst ausdrücken � oder auch verbergen � zu können, mu� jeder Mensch bis zu einem gewissen Grad ein Schauspieler sein. Ein Schauspieler mit einer gläsernen Maske, die je nachdem was man gerade empfin�det, Freud oder Leid, Kummer oder Wut ausdrückt − oder aber auch geschickt zu verhüllen versteht…

Obwohl es sich hierbei um ein komplett anderes Genre handelt, lassen sich das typisch japanische Streben danach, der oder die Beste sein zu wollen sowie das Erwachsenwerden an sich in seiner Darstellung durchaus mit bekannten Sport-Anime wie z.B. Mila Superstar oder Battle Athletes Victory vergleichen. Dieser Vergleich zeigt umso deutlicher, da� es schon sträflicher Unvernunft gleichkommt, das sowohl in graphischer als auch in erzähltechnischer Hinsicht erstaunlich abwechslungsreiche und vor allem auch tiefgründige Genre des Shoujo-Animes sowie nicht minder auch des Shoujo-Mangas derma�en zu vernachlässigen, wie es bislang in den USA und Deutschland gang und gäbe war.

In den USA hat man in dieser Hinsicht immerhin etwas dazugelernt, zumindest auf dem Manga-Sektor, wie z.B. Taniguchi Tomokos Shoujoserien Call me Princess, Aquarium und Princess Prince in jüngster Zeit auf unerwartet erfolgreiche Art und Weise bewiesen haben. Ob das allerdings auch auf eine Veröffentlichung des Glass no Kamen-Mangas von Miuchi Suzue, sei es in den USA oder besser noch hierzulande, hoffen lä�t, bleibt fraglich, aber doch wünschenswert, insbesondere da die graphische Darstellung im Manga noch um einiges filigraner und bezaubernder ist als in der TV-Serie.

Neben dem Manga und dem Anime gibt es von Glass no Kamen auch eine 3teilige OVA-Serie von 1998, au�erdem existiert eine 23teilige Realverfilmung fürs Fernsehen, die in Japan bereits mehrfach erfolgreich wiederholt wurde, sowie einen Roman. In Europa ist die Anime TV-Serie in Italien (Titel: Il Grande Sogno di Maya) und Frankreich (Titel: Laura ou la passion du théâtre) gelaufen. Wer davon Aufzeichnungen in die Hände bekommt, sollte sich nicht wundern: In beiden Ländern sind nur 22 Folgen gelaufen, die letzte Folge ist eigentlich keine richtige, sondern fa�t nur die Ereignisse der Serie zusammen und bringt kaum Neues.

Abschlie�end bleibt noch zu sagen, da� auch das elegante Charakterdesign im „70er-Jahre”-Stil, ganz im Gegensatz zu den einfacher gestalteten und einfallslosen Spitz-Zacken-Frisuren wie sie heute oft üblich sind, dem Anime sowie dem Manga ein wirklich charmantes Flair geben, das heute so nicht mehr üblich ist und das, zusammen mit der Handlung, nur noch eins erweckt: den Ruf nach „Mehr”!

Hoffentlich auch einmal in Deutschland…

Stefan

Glass no Kamen

Mangaka: Miuchi Suzue
Verlag: Hakusensha
Umfang: 41 Bände à ca. 180 Seiten (1976 − 1998)
TV-Serie von 1984 Umfang: 23 Episoden
Erhältlich als Fansub mit engl. Untertiteln (PAL)
Links:
http://www.wot-club.org.uk/GlassMask/
Hervorragende Homepage über die Serie mit detaillierten Infos
http://www.geocities.com/mangaworld_ind/glass/glass.html
Aufwendige Beschreibung aller 41 Bände des Mangas
   

   
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